100 Jahre Kritische Theorie: Reflexionen zur Ideologiekritik im Moment ihres Zerfalls

Vortragsreihe in Bonn zum Verhältnis von Bürger und Staat in der „neuen Normalität“ staatlicher Entgrenzung und subjektiver Enthemmung nach dem Übergang von der verwalteten zur betreuten Welt

Wissenschaft als Ritual dispensiert vom Denken und von der Freiheit.

Theodor W. Adorno[1]

Der bereits lange sich abzeichnende Umschlag von der »verwalteten Welt« (Adorno) spätbürgerlicher Vergesellschaftung in eine betreute Welt der wahlweise zu Patienten oder Erziehungsbedürftigen regredierten Subjekte hat kaum irgendwo so deutlich sich offenbart und in konkrete politische Maßnahmen übersetzt, wie in der gesundheitspolitischen und gesellschaftlichen Reaktion auf die zur Pandemie und damit zur globalen Bedrohung der Menschheit aufgenordeten Atemwegserkrankung Covid-19. Vormals noch einigermaßen funktionierende Gesellschaften verwandelten sich innerhalb kürzester Zeit in geschlossene Sanatorien, deren hypochondrische und mittels gezielter Panikproduktion vollends neurotisierte Insassen jede damit einhergehende Einschränkung ihrer Freiheitsrechte stets sogar noch als zu mangelhaft reklamierten. In der Folge hat sich ein Konglomerat aus paternalistischen Sozialtechniken und volkspädagogischer Aktivierung endgültig als ‘neue Normalität’ politischen Handelns und permanenten zivilgesellschaftlichen Engagements herausgebildet. 

Weiterlesen „100 Jahre Kritische Theorie: Reflexionen zur Ideologiekritik im Moment ihres Zerfalls“